2025 03 21 Douai5Nach dem gelungenen Erstbesuch der Franzosen bei uns im vorweihnachtlichen Meschede erfolgte jetzt der Gegenbesuch von 14 Schülerinnen und Schülern der Klassen 9abc in Frankreich vom 17.-21.März. Wenn sich alle Mitreisenden mit gepackten Koffern und Gastgeschenken überpünktlich vor dem verabredeten Zeitpunkt am Klosterberg treffen, kann das wohl nicht anders als Vorfreude gedeutet werden.

Eine Rastpause in Belgien diente als Warm-up im Französischsprechen und bei nahezu freier Autobahn kamen wir vor der verabredeten Zeit an unserer Partnerschule Saint-Jean in Douai an. Festliches Empfangskomitee: Mme Czarnecki als verantwortliche Lehrerin, Joana Scheiwe (Abi 2024) als Fremdsprachenassistentin und natürlich die französischen Austauschschüler und –schülerinnnen erwarteten uns fähnchenschwenkend vor der Schule.

Hier ein kleiner Einblick in unsere Erlebnisse: Nach der offiziellen Begrüßung erhielten wir im Schnelldurchgang einen Überblick über das Schulgebäude, wichtig, da ja auch die Teilnahme am Unterricht Bestandteil des Austauschs war. Außerdem suchte sich jedes Austauschtandem ein gemeinsames Thema aus, das einmal aus deutscher, einmal aus französischer Sicht über die Besichtigungen der Woche oder typische Erfahrungen im Alltag (wie Essen, Sport, Schule) als gemeinsames Projekt im Laufe der Woche fortgeführt wurde.

Während am Dienstagvormittag Erfahrungen im Unterricht und in der Mensa gesammelt wurden, lernten wir am Nachmittag bei einer geführten Tour Douai kennen mit seinem bekannten Beffroi, dem Glockenturm, und dem Carillon, dem Glockenspiel. Den Mittwochmorgen verbrachten die Austauschpaare in der Schule. Den freien Schulnachmittag hatten sich die französischen Jugendlichen ausdrücklich gewünscht, selbst für ihre Gäste zu organisieren. Größtenteils hatten die Gastfamilien die Vorlieben der Jugendlichen erfragt und sich passende Unternehmungen ausgedacht: Schwimmen, Besuch eines Parks, eines Museums oder es ging nach Lille.

2025 03 21 Douai8Der Donnerstag war Ausflugstag pur und stand im Zeichen der historischen Verantwortung, die aus den schrecklichen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs erwachsen ist. Dass Geschichte fasziniert und uns betrifft, erlebte die Austauschgruppe beim Besuch der Carrière Wellington, den unterirdischen Tunnelsystemen, die von den britischen und neuseeländischen Soldaten genutzt wurden. Einen Soldatenhelm aus dem Ersten Weltkrieg zu tragen, von den Decken tropfendes Kalkwasser zu spüren, das alles vermittelte einen authentischen Eindruck. Spannend wurde es beim archäologischen Workshop, bei dem Originalobjekte wie Patronen, Granathülsen, Zahnbürsten, Löffel oder ein Feuerzeug, gefertigt aus gebrauchten Munitionsteilen, archäologisch beschrieben und eingeordnet werden mussten. Der Zusammenhang schließlich war klar: Der Fundort bestimmter Objekte zeigt die verschiedenen Stationen im Schützengraben, angefangen von der Frontlinie über den Zwischenbereich bis zur Zweiten Linie, dem Bereich, wo sich die Soldaten so lange aufhielten, bis eine Kampfhandlung begann. Die großzügige Mittagspause im historischen Stadtzentrum von Arras mit seinen pittoresken Häuserensembles und einem noch höheren Beffroi nutzten wir bei strahlendem Sonnenschein zum Essen, Shoppen und der einen oder anderen neuen Bekanntschaft. Weiter mit dem Bus ging es nach Vimy, der kanadischen Gedenkstätte mit ihrem beeindruckenden Denkmal, das die Trauer des kanadischen Volks darstellt. Außerdem besuchten wir das Besucherzentrum Vimy, das den Gang durch die frei zugänglichen Schützengräben mit Informationen, Plänen und Anschauungsobjekten ergänzt. Zusätzlich arrangierte Mme Czarnecki spontan Kurzführungen, bei denen kanadische Guides uns das Tunnelsystem zeigten, das den sogenannten Läufern dazu diente, Meldungen der Kommandozentrale an die Frontlinie zu bringen. Der Abend – unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht! – wurde wieder in den Familien verbracht, wobei einige dieselbe Idee hatten und sich eine moderne Version des Theaterstücks « Der Menschenfeind » von Molière im Amphitheater der Schule anschauten.

Den letzten gemeinsamen Morgen begingen wir mit einem gemeinsamen Frühstück als Auftakt in eine letzte gemeinsame Arbeitsphase. Danach wurde in Mme Czarneckis Unterricht am deutsch-französischen Fotobuch weitergearbeitet, wobei eine kleinere Gruppe von uns zusätzlich auf Promotour in einem anderen Jahrgang war, getreu dem Motto: Nach dem Austausch ist vor dem Austausch. Da die Lehrerinnen zu einem offiziellen Gespräch mit dem Schulleiter eingeladen waren, erlebten die Schüler und Schülerinnen, was « Permanence » bedeutet, nämlich Stillarbeit unter Aufsicht. Ein letztes Mittagessen in der Mensa, etliche Tränen und Umarmungen später sammelten wir uns am Schultor – et hop! ab in den Bus.

Unsere Bilanz: Schön war‘s. Unbedingt empfehlenswert! Weitererzählen. Nichts ist wichtiger in dieser Welt, als sich zu begegnen, sich auszutauschen, voneinander zu lernen, an der Idee einer friedlichen Welt zu arbeiten und an den Wert der Freundschaft zu glauben. Vive l‘amitié franco-allemande.

Un grand merci allen, die daran beteiligt waren, uns diesen Austausch zu ermöglichen. Danke für die sehr herzliche Gastfreundschaft, die wir in Saint-Jean und den Familien erfahren durften.

Text: Christiane Dorsz

Fotos: Dorothee Berkenheide und Christiane Dorsz