Am Donnerstag, den 13. März 2025, besuchte die Fachschaft Religion die Wewelsburg, ein historisch bedeutendes Bauwerk, das eine bewegte und tragische Vergangenheit hat. Den Tag begleitete Reinhard Fromme, Leiter der Museumspädagogik im Kreismuseum Wewelsburg.
Geschichtlicher Hintergrund der Wewelsburg
Im Kreis Paderborn, im Ort Wewelsburg nahe Büren, errichteten die Paderborner Fürstbischöfe zwischen 1603 und 1609 die Wewelsburg. Doch besonders die Zeit des Nationalsozialismus hinterließ hier tiefe Spuren. Heinrich Himmler plante, die Wewelsburg zu einem zentralen Versammlungsort für die Schutzstaffel (SS) umzubauen. Ab Ende der 1930er Jahre wurde die Burg zunehmend zu einer abgeschotteten Stätte für hochrangige SS-Offiziere umgestaltet. Die Pläne sahen ein monumentales Bauprojekt mit einem 600 Meter weiten Gebäudering vor, das durch die Zwangsarbeit von Häftlingen eines eigens eingerichteten Konzentrationslagers realisiert werden sollte.
Über 3.900 Menschen wurden in das KZ Niederhagen deportiert, mindestens 1.229 starben dort an den unmenschlichen Bedingungen, Misshandlungen oder gezielten Tötungen durch die SS-Wachmannschaften. Die Wewelsburg war zudem Schauplatz brutaler Exekutionen durch die Gestapo. Besonders erschütternd ist die Ermordung des jüdischen Mitbürgers Günter Ransenberg aus Wennemen. Er wurde im Alter von 15 Jahren von der Gestapo ermordet und später auf dem Friedhof in Wennemen beigesetzt. Sein Grabstein mahnt noch heute an ihn und sein Schicksal. Seine Geschichte zeigt, dass die nationalsozialistischen Verbrechen nicht weit entfernt geschahen, sondern direkt Menschen aus unserer Heimat betrafen. Am 2. April 1945 wurde das Gelände schließlich von amerikanischen Soldaten befreit – kurz nachdem ein SS-Sprengkommando versucht hatte, die Burg zu zerstören.
Besuch des Nordturms, der Dauerausstellung und des GeDenkOrts
Im Rahmen der Exkursion nahm die Fachschaft Religion zunächst an einer Führung durch den Nordturm der Wewelsburg teil, bevor sie die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" im Kreismuseum Wewelsburg und den GeDenkOrt besuchte. Die Ausstellung beleuchtet die menschenverachtende Ideologie der SS und ihre Auswirkungen auf die Opfer. Sie informiert sowohl über die lokalen Tätigkeiten der Schutzstaffel (SS) in Wewelsburg als auch über die allgemeine Geschichte der Schutzstaffel der NSDAP. Besonders wird hier der Opfer der SS-Gewalt gedacht, deren Schicksale eindringlich vermittelt werden. Neben Zeitzeugeninterviews vermitteln zahlreiche Exponate und Dokumente eindrucksvoll die menschenverachtende Ideologie und ihre grausamen Konsequenzen. Besonders eindrucksvoll war auch der Besuch des GeDenkOrts: Der Seitentrakt der ehemaligen Häftlingsküche des KZ Niederhagen ist eines der wenigen noch erhaltenen Gebäude dieser Art. Seit Kurzem ist dieser für die Öffentlichkeit zugänglich und ermöglicht es, sich intensiv mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen.
Weitere Informationen zum Kreismuseum Wewelsburg finden Sie auch unter: https://www.wewelsburg.de/.
Fazit der Exkursion
Die Exkursion zur Wewelsburg war für die Fachschaft Religion eine eindrucksvolle und nachdenklich stimmende Erfahrung. Der direkte Bezug zur Region und die Auseinandersetzung mit den Zeitzeugenberichten machten die historische Tragweite besonders greifbar und unterstrichen die Bedeutung einer kritischen Erinnerungskultur. Dies verdeutlicht zugleich die Relevanz historischer Bildung für den Religionsunterricht. Dabei spielt nicht nur die Auseinandersetzung mit der Rolle der Kirche im Nationalsozialismus eine wichtige Rolle, sondern auch ethische Fragestellungen wie Schuld, Verantwortung und Menschenwürde. Die Fachschaft Religion bedankt sich herzlich bei Reinhard Fromme für die eindrucksvolle und lehrreiche Begleitung dieses Tages.
Fotos: Hendrik Grewe
Text: Nikoline Nöggerath