2024 02 10 Predigt1"Am Samstag habe ich meine Großmutter besucht. Gegen Abend ist meine Tante mit ihrem Mann aus Stuttgart gekommen und wir haben uns über jegliche Themen unterhalten. Irgendwann hat der Mann meiner Tante gesagt, er sei auf dem Schlossplatz in Stuttgart gewesen und habe dort für die Demokratie eingestanden, gegen Rassismus und gegen Faschismus. Zwei traurige Realitäten, die die wichtigsten Grundlagen unserer Gesellschaft untergraben.

Rassismus ist eine tiefe Verneinung der menschlichen Gleichheit. Wir alle werden in künstliche Kategorien eingeteilt, basierend auf Merkmalen, auf die wir selbst keinen Einfluss haben – Hautfarbe, ethnischer Ursprung, Nationalität.

Diese Einteilung ist der Grund des Leids von Millionen Menschen. Sie führt zu Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Leid. Wir entziehen unseren eigenen Mitmenschen ihre Würde.

Leider geht Rassismus Hand in Hand mit Faschismus. Er verneint nicht nur die menschliche Gleichheit, sondern strebt aktiv nach einer homogenen Gesellschaft. Indem vermeintlich schwächere Gruppen unterdrückt werden, nutzt er unsere Angst und Spaltung, um einen Pfad der Zerstörung, des Ausschlusses und des Leids zu hinterlassen.

„Demokratie“ bedeutet „Herrschaft des Volkes“. Sind wir also nicht auch diejenigen, die sie schützen sollten? Ist es nicht unsere Pflicht das zu schützen, was uns selbst beschützt?

Wir können beginnen, indem wir uns selbst bilden. Indem wir zuhören, verstehen, Perspektiven wechseln und so eine eigene Meinung bilden. Als zweites müssen wir ans uns selbst arbeiten, unsere eigenen Vorurteile erkennen und reflektieren, um schließlich in der Lage zu sein selbst zu handeln: Selbst für die Demokratie einzustehen und sie zu verteidigen.

Unsere Gemeinschaft ist dabei unser wichtigstes Werkzeug. Zusammen können wir eine sichere Umgebung der Demokratie erschaffen. Es geht weit hinaus über individuelle Handlungen, Proteste oder symbolische Gesten. Es geht darum als Gesellschaft zusammenzustehen. Auch wenn wir in keinem anderen Thema einer Meinung sind, es geht darum diese eine Sache zu schützen. Diese eine Sache zu schützen, die es uns ermöglicht verschiedener Meinung zu sein. Diese eine Sache zu schützen, die es uns ermöglicht uns „frei“ nennen zu dürfen.

Fest steht: Wir dürfen nicht schweigen. Schweigen bedeutet Zustimmung."

Luca Kirchhoff (10c)

Foto: Christoph Mause

Predigt, gehalten im Gottesdienst der 10. Klassen am Mittwoch, den 7.2.24